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Vebu Artikel, veggie-lifestyle 01/2007
Endlich: Der erste vegetarische Waldkindergarten öffnet seine Türen
Vorbei die Sorgen der Eltern vor ungewollten Angeboten mit Würstchen und Salami. Rechtfertigungen und Erklärungen entfallen, denn im Waldkindergarten „Wichtelfreunde“ wird vegetarisch gelebt.
Waldkindergarten „Wichtelfreunde“
In einem kleinen idyllischen Tal etwa 60 km östlich von Köln liegt das 200-Seelen-Dörfchen Forst-Seifen. Hier wurde im letzten Jahr der Waldkindergarten „Wichtelfreunde“ eröffnet, in dem der Respekt der Kinder untereinander sowie der allgemeine Schutz des Lebens wichtige Eckpfeiler darstellen.
Das Seifener Modell
Hier hat die Gründerin des Vereins Bildung und Mensch, Sigrid Beckmann-Lamb, ein Modell geschaffen, das nicht nur allgemeinen Vorbildcharakter hat, sondern heute dringlicher ist denn je. Dieses Modell setzt sich dafür ein, dass
- Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen beste Bildung ermöglicht wird
- mehr Ersatzschulen auf hohem Niveau geschaffen werden
- Familie, Bildung und Erziehung größtmögliche Unterstützung erfahren
- ein generationenübergreifendes, soziales Netz entsteht
- alte Menschen den ihnen gebührenden Respekt erhalten und
- Leben in jedweder Form geachtet und geschützt wird – auch das von Tieren.
Kinder essen ihre Freunde nicht
Im Rahmen des Seifener Modells (Video bzw. DVD anfordern) wird das Motto „Ich schütze, was ich liebe“ im Waldkindergarten „Wichtelfreunde“ praktisch umgesetzt. Normale Kinder freuen sich über jeden Käfer, beobachten fasziniert einen Ameisenhaufen und sind gerührt, wenn die Kuh ihr Kälbchen leckt. Niemals würden sie auf die Idee kommen, dass ein Tier geschlachtet werden muss, damit sie ein Würstchen essen können. Viele Kinder wissen gar nicht, woher Wurst und Schinken kommen. Sie essen das, was ihnen vorgesetzt wird.
Im Waldkindergarten „Wichtelfreunde“ werden diese Zusammenhänge behutsam aufgezeigt. Wer jemals ein Pferd liebgewonnen, es gestreichelt und gepflegt hat, kann selbst im Erwachsenenalter keine Pferdewürstchen essen. Dass sich auch das pädagogische Fachpersonal vegetarisch ernährt, versteht sich von selbst.
So ist es das besondere Anliegen dieses Kindergartens, die natürliche emotionale Beziehung der Kinder zu den Tieren zu erhalten bzw. zu fördern. Durch gefühlsmäßige und sinnliche Erfahrungen wird der Grundstein der Liebe zur Natur gelegt. Im Wald bieten sich unzählige Möglichkeiten, Tiere im natürlichen Umfeld zu beobachten und ihre Lebensweise kennenzulernen. Kinder erfahren, dass Leben kostbar und einzigartig ist. Sie staunen über das Schlüpfen einer Libelle und die Veränderung der Kaulquappe zum Frosch. Ist das nicht ein einziges Wunder? Wie verletzlich ist doch Leben! Und auch der allerkleinste Käfer möchte krabbeln. Die Kinder erkennen, dass alle Wesen dieser Erde miteinander in Verbindung stehen, dass wir gleichsam alle in einem großen Netz eingeflochten sind.
Der Naturkindergarten und seine Vorteile:
- Frühkindliche Förderung durch erfahrene Fachkräfte. Ganzheitliches Lernen auf hohem Niveau
- Frohes Miteinander: hilfsbereit, rücksichtsvoll, freundlich und höflich, „sprechen statt schreien“. Hinführung zu kindgerechten Umgangsformen
- Stärkung der kindlichen Persönlichkeit
- Körperliche Kräftigung durch Bewegung im Freien
- Stärkung der Abwehrkräfte
- Anregung der Kreativität durch natürliche Spielmaterialien
- Reduzierung von Konsumwünschen
- Erhalt von Lernfreude und Entdeckergeist
- Spielerische Einführung in Tier- und Pflanzenkunde, Musik und Spracherziehung, Wetterbeobachtung, Gartenbau.
- Vorbereitung auf den Schuleinstieg
Erlebniswelt „Kind + Tier“
Ein Schwerpunkt des Waldkindergartens „Wichtelfreunde“ ist die Erlebniswelt „Kind + Tier“. Unter sachkundiger Anleitung wird den Kindern der achtsame Umgang mit unseren Freunden aus dem Tierreich nahe gebracht.
Im Vordergrund stehen dabei das Erleben mit allen Sinnen und der Respekt vor einem gleichwertigen Geschöpf. Mögliche Ängste im Umgang mit Tieren werden abgebaut.
Kinder erlangen durch Streicheln und Pflegen wieder ihr emotionales Gleichgewicht, gewinnen Kenntnis und Verständnis und entwickeln Verantwortungsgefühl. Sie verstehen die Sprache der Tiere, indem sie lauschen – mit Ohren, Augen, Hand und Herz. So kann sich eine Freundschaft auf ganz zarter Ebene entwickeln.
Vegetarische Grundschule als konsequente Fortführung
Die Eröffnung einer privaten Grundschule ist in Seifen geplant. Mit den Schwerpunkten Naturpädagogik und klassische Musik erfahren Kinder Bildung auf hohem Niveau. Als Grundlage dient das humanistische Bildungsideal, das durch den pädagogischen Ansatz der Ganzheitlichkeit erweitert wird: gleichzeitige Ausprägung geistig/intellektueller, sozialer/emotionaler, kulturell/ästhetischer, ökologischer und körperlicher Kompetenzen. Die Aufnahme von Schülern ist begrenzt, da in jeder Klasse nur sieben Kinder unterrichtet werden sollen.
Lust auf Neues?
Weitere Informationen zum Waldkindergarten „Wichtelfreunde“ und zum „Seifener Modell“:
BILDUNG & MENSCH e.V.
Holper Str. 1
D - 57537 Forst-Seifen
Tel./Fax: +49 (0)2742 – 8251
www.waldkindergarten-wichtelfreunde.de
Ökostadt Report, 3/2007
Wir essen unsere Freunde nicht
Den Wichtelfreunden über die Schulter geblickt
In einem kleinen idyllischen Tal etwa 60 km östlich von Köln liegt das 200-Seelen-Dörfchen Forst-Seifen. An der Holperstraße 1 liegt die Alte Schule, Sitz des Vereins Bildung und Mensch. Direkt neben dem Gebäude beginnt das Gelände des Waldkindergartens „Wichtelfreunde" mit der Wichtelhütte. Aufenthaltsort bei Sturm, Gewitter und Treffpunkt am Morgen. Der Garten bietet ein lebendiges und liebevoll gehegtes und gepflegtes Beispiel der Eintracht von .wilder' und kultivierter Natur. Ein Kräuter- und Gemüsegarten ist nicht nur optisch äußerst ansprechend gestaltet, sondern lädt auch Jung und Alt zur Mitarbeit und zum Verweilen ein. Das gesamte Areal umfasst 11.000 Quadratmeter.
In unmittelbarer Nähe der Wichtelhütte liegt das Rundbeet. Hier und in zwei „Schmetterlingsbeeten" wird Naturerfahrung hautnah möglich: säen, pflanzen, beobachten, gießen, pflegen, ernten. Eine Kompostanlage bietet erste Einblicke in Naturkreisläufe. 2000 Quadratmeter des Gebiets sind hauptsächlich Nutzgelände. Hier wird Gemüse sowohl unter dem Aspekt von Permakultur, als auch unter dem Blickwinkel von Kunst im Garten angebaut. Dieses Areal endet an einem mit Bänken bestückten Rundplatz. Hier besteht die Möglichkeit ungestört nachzudenken, neue Kraft zu tanken, aber auch für gemeinsame Gespräche, Spiele, Kreistänze, Geschichten zu hören oder zu frühstücken.
Der sich daran anschließende Bereich mit 4000 Quadratmetern hat parkähnlichen Charakter. In dieser Parkanlage unternehmen die Kinder gezielte Exkursionen zur Beobachtung unterschiedlicher Tiere, seltener Pflanzen und natürlicher Wildkräuter. Im Zwergenweiher tummeln sich Kaulquappen und vielfältige Wassertierchen, die die Kinder zum Staunen, Nachfragen und Forschen bringen.
Der liebevoll gestalteten Gartenanlage schließt sich ein 5000 Quadratmeter großes Waldgebiet an. Genügend Platz zum Austoben, Klettern und Laufen. Trotzdem können alle Kinder dabei im Auge behalten werden. Anhand der in diesem Gebiet entspringenden Quelle und des Bachlaufes erschließt sich ein weiterer Naturkreislauf und bietet unerschöpfliche Spielmöglichkeiten. Umgestürzte Bäume sind bewusst liegen gelassen worden, um der Abenteuerlust der Kinder zu genügen und ihnen reichliche Möglichkeiten zum Entdecken und Verstecken zu geben. Ein Feuchtbiotop mit unzähligen Tier- und Pflanzenarten, in dem die Kinder herrlich beobachten können. Insgesamt ein ideales Gelände zur ganzheitlichen Naturerfahrung der kleinen Wichtelfreunde.
Nur ein Traum?...Nein! Denn im Waldkindergarten „ Wichtelfreunde " ist all das möglich - und vieles mehr!!
Die Betreuung erfolgt in kleinen Gruppen. Die pädagogische Richtlinie wird gemäß dem Konzept „Wir helfen einander" gestaltet und auf die jeweilige Altersstufen zugeschnitten.
Körperliche Kräftigung durch Bewegung im Freien, Stärkung der Abwehrkräfte, Anregung der Kreativität, natürliche Spielmaterialien, Reduzierung von Konsumwünschen sind nur einige Vorteile des Naturkindergartens „Wichtelfreunde". Gewährleistet ist ein liebevoller und einfühlsamer Umgang mit den Kindern sowie eine frühkindliche Förderung durch erfahrene Fachkräfte, ganzheitliches Lernen auf hohem Niveau, ein frohes Miteinander, hilfsbereit, rücksichtvoll, freundlich und höflich sprechen statt schreien, Hinführung zu kindgerechten Umgangsformen, Stärkung der kindlichen Persönlichkeit, Erhalt von Lernfreude und Entdeckergeist, spielerische Einführung in Tier- und Pflanzenkunde, Musik und Spracherziehung, Wetterbeobachtung, Gartenbau und die Vorbereitung auf den Schuleinstieg. Abwechslungsreiche Ausflüge und Streifzüge bringen den Kindern die lebendige Natur nahe, denn eine wesentliche Komponente der Pädagogik ist der rücksichtsvolle, achtsame Umgang mit der Tier- und Pflanzenwelt. Den Kindern wird nicht nur geistig die beste natürlichste Nahrung präsentiert. Ein vegetarisches Verpflegungsangebot ist da nur selbstverständlich und konsequent. Eine lebenswerte Zukunft für die Menschheit basiert in erster Linie auf einer Pädagogik, die die Grundsätze des harmonischen Zusammenlebens erfolgreich vermittelt. Der Kontakt zur Natur, zu allen Lebewesen ist ein wesentlicher Bestandteil der Erziehung, denn nur so kann Sensibilität und Mitgefühl erhalten bleiben, was in der heutigen Welt (Fernsehen, Gewalt in Kindergärten und Schulen, allgemeine Abstumpfung) gar nicht so einfach ist.
Zum Schluss noch eine Aussage einer dreifachen Mutter. Sie ist selber in dieser liebevollen Umgebung groß geworden:
Ich möchte, dass die Persönlichkeit der Kinder gestärkt wird, ihre Talente gefördert werden, sie eine Bildung erhalten, die nicht nur die rein schulischen Bereiche abdeckt, sondern sie zu mitfühlenden, liebevollen und bewussten Menschen heranbildet. Eine Bildung, die die Fähigkeit mitgibt, eine gepflegte Unterhaltung führen zu können, einen guten und reichen Wortschatz zu besitzen und auch im Falle einer Meinungsverschiedenheit in der Lage zu sein, eine zivilisierte Diskussion zu führen. Die Vermittlung echter Werte hat für mich bei der Kindererziehung oberste Priorität. Ich verstehe darunter den respektvollen Umgang untereinander, wozu auch gehört, den Anderen aussprechen zu lassen, seine Meinung zu achten und zu tolerieren. Ich selbst habe diese umfassende Herzens- und Charakterbildung selbst genießen dürfen und sehe es als meine Pflicht an, sie nun weiterzugeben. Denn was sonst, außer den Kindern, ist unsere Zukunft?"
Alice Engels