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Waldkindergarten Wichtelfreunde: Erfahrungsberichte zweier Mütter
Mein Sohn besucht jetzt seit einem dreiviertel Jahr den Waldkindergarten"Wichtelfreunde". Wenn ich mich heute mit ihm in der Natur aufhalte, spüre ich deutlich seine Verbundenheit zur Umgebung. Die Art, wie er sich in der Natur bewegt, wie er die Pflanzen und Tiere behandelt, beeindruckt mich. Als ob ein unsichtbares Band alles verbindet. So werden Käfer sanft berührt und Schnecken an den Wegrand getragen, um sie zu retten. Blumen werden nicht abgezupft und Baumstämme werden nicht beschädigt.
"Die Rinde ist die Haut eines Baumes", belehrt mich mein Sohn, und ich bin stolz auf ihn, als er liebevoll über den Baumstamm streicht. "Und wenn doch einmal ein Kind etwas vergisst," erklärt er weiter, "dann erinnern wir einander freundlich." So seine Worte. Mit einem kleinen Satz springt er auf einen Baumstamm und mit zwei weiteren geschickten Bewegungen erklimmt er sachte einen Wurzelstrunk. Da sitzt er jetzt und beginnt mit den Fingern die kleinen Wurzelhärchen zu untersuchen. Am Bach steht er lange versunken und blickt ins Wasser. Dann entdeckt er etwas, bückt sich und nimmt es in die Hand. Er dreht es in den Fingern und ich würde gerne wissen, welche Gedanken ihm durch den Kopf gehen. Er lässt den winzigen Gegenstand zurück ins Wasser gleiten, geht einen Schritt weiter und nimmt einen Stock zur Hand. Später zieht es uns zur Wiese. Selbstständig prüft er, ob die Strümpfe noch ordentlich über seine Hosenbeine gezogen sind. "Wegen der Zecken," meint er und ich begreife: Mein Sohn hat in der Natur ein Stück Heimat gefunden.
Als 3-fache Mutter liegt mein Augenmerk besonders auf dem gesunden Heranwachsen meiner Kinder. Sie sollen körperlich und geistig nur die beste Nahrung erhalten. Gesund leben bedeutet für mich: vegane Ernährung. Ich wünsche mir für meine Kinder den Kontakt zur Natur, zu allen Lebewesen, denn so kann Sensibilität und Mitgefühl erhalten bleiben, was in der heutigen Welt (Fernsehen, Gewalt in Kindergärten und Schulen, allgemeine Abstumpfung) gar nicht so einfach ist. Durch den freundschaftlichen und liebevollen Rahmen der Gemeinschaft, die für mich wie eine große Familie hinter dem Einzelnen steht, ist es mir immer wieder möglich, meine Ziele, sollten sie im Alltag verloren gegangen sein, wieder neu ins Auge zu fassen.
So ist uns auch der respektvolle Umgang mit dem Mitgeschöpf Tier sehr wichtig. Mit unseren Pferden können die Kinder immer wieder den sanften Umgang mit dem Tier üben, der ein Dialog sein sollte — und nicht auf der Ausübung von Gewalt beruhen darf.Die Vermittlung echter Werte hat für mich bei der Kindererziehung oberste Priorität. Ich verstehe darunter den respektvollen Umgang untereinander, wozu auch gehört, den Anderen aussprechen zu lassen, seine Meinung zu achten und zu tolerieren. Ich möchte meinen Kindern die Fähigkeit mitgeben, eine gepflegte Unterhaltung führen zu können, einen guten und reichen Wortschatz zu besitzen und auch im Falle einer Meinungsverschiedenheit in der Lage zu sein, eine zivilisierte Diskussion zu führen. Ich möchte, dass ihre Persönlichkeit gestärkt wird, ihre Talente gefördert werden, sie eine Bildung erhalten, die nicht nur die rein schulischen Bereiche abdeckt, sondern sie zu mitfühlenden, liebevollen und bewussten Menschen heranbildet. Ich selbst habe diese umfassende Herzens- und Charakterbildung selbst genießen dürfen und sehe es als meine Pflicht an, sie nun weiterzugeben. Denn was sonst, außer den Kindern, ist unsere Zukunft?
Ihr müsst die Menschen lieben, wenn ihr sie ändern wollt!
Johann Heinrich Pestalozzi